"Was kann einen Menschen mehr erfreuen, als die ganze Welt zu bereisen, ohne einen Fuß aus seinem Zimmer zu setzen?"

Gerard de Lairesse (1640 – 1711)


Handbemalte Tapeten, Wiederbelebung eines verschwundenen Handwerks

Das Malen großer Landschaftstapeten für Herrenhäuser, Grachtenhäuser und Landgüter war besonders im 18. Jahrhundert äußerst beliebt. Viele Prunkräume waren mit wandfüllenden arkadischen Darstellungen ausgestattet. Es ist bemerkenswert, dass so wenige dieser 'Rundumzimmer' erhalten geblieben sind. Auch das Wissen über den Herstellungsprozess ist größtenteils verloren gegangen.

 

Als wir 2013 mit der Malerei von Tapeten begannen, wurden wir uns erst bewusst über das Ausmaß und die Bedeutung dieses niederländischen Handwerks. Es ist faszinierend zu entdecken, wie man damals mit den richtigen Effekten leere Wände in illusionistische Landschaften verwandelte. Tausende von Räumen hatten mindestens ein 'Rundumzimmer'. Diese dekorative Innenraumkunst geriet jedoch nach 1800 aus verschiedenen Gründen in Verfall. Die Demontage der Räume begann Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Kunst des 18. Jahrhunderts wurde als minderwertig im Vergleich zum Goldenen Zeitalter angesehen, und man verlor das Interesse an den empfindlichen Tapeten. Die noch erhaltenen Tapeten, die in situ verblieben sind, sind sehr selten und dem breiten Publikum kaum bekannt.

 

Die verbliebenen Skizzen, Reiseberichte und Notizen geben nur einen begrenzten Einblick in dieses Handwerk und die verwendeten Techniken. Dies schafft eine große Lücke in unserem Wissen und Verständnis über die Dekorationsmaler und Innenraumkunst des 17. und 18. Jahrhunderts. Wie entstanden die Tapeten? Wie verlief ein Auftrag? Wie sah eine Werkstatt aus? Wurden Schablonen oder feste Elemente verwendet? Wie verlief der Arbeitsprozess? Wer bestimmte die Farben, Motive? Welche anderen Einrichtungsgegenstände waren bei den Entscheidungen wichtig? Inwieweit passten die Tapeten zum bestehenden Interieur?

 

Viele Fragen können nicht mehr beantwortet werden, daher haben wir uns intensiv mit den Techniken und dem Herstellungsprozess beschäftigt. Durch das Lesen verschiedener Bücher und Dissertationen sowie durch den Besuch von Museen und (privaten) Häusern haben wir ein besseres Verständnis gewonnen. Auch Dioramen und (Theater-)Dekorationen können dabei helfen, die verwendeten Techniken und Effekte zu vergleichen.

Inzwischen haben wir viele dieser theoretischen Modelle in der Praxis umgesetzt. Das Lichtspiel, die Tiefe, die Perspektive, die Farbverwendung und andere vergangene Effekte möchten wir durch unseren eigenen Stil wieder zum Leben erwecken. Die persönlichen Wünsche unserer Kunden und die Architektur spielen selbstverständlich eine wichtige Rolle bei der Erstellung von handbemalten Tapeten. Durch optische Illusionen und die Farbverwendung kann eine bestimmte Atmosphäre geschaffen werden. Durch die richtige Proportionierung des Werkes kann ein Raum manipuliert werden.

 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es noch viel zu entdecken gibt.